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Kerteminde - Malerschule am Großen Belt
Text und Fotos: © Martin Schlu,    Stand: 5. Juli 2025
                                               
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Faaborg

Egeskov

Kerteminde

Odense



Kerteminde ist ein kleines Städtchen an der Ostküste Fünens, zwischen dem Fjord und dem großen Belt, der an der Fjordmündung die Kerteminder Bucht bildet. Auch hier hat man die Situation, daß der Ort von zwei Wasserseiten einfach helleres Licht bekommt und das hat seit 1900 die Maler angezogen.

Ansicht von Kerteminde vom Odensevej aus
Ansicht von Kerteminde vom Odensevej aus

Johannes Larsen wurde hier 1867 auf dem Møllebakken (Mühlenberg) in der Nähe des Strandes geboren. Der Mühlenberg gehörte den Eltern und Großeltern und zum Anwesen gehörte ein riesiges Grundstück. 1885 verließ Larsen - wie so viele junge Menschen auch - das Elternhaus, um in Kopenhagen Malerei zu studieren. Er hatte sich die private Kunstnernes Frie Studieskoler ausgesucht, die Laurits Tuxen und P.S. Krøyer, damals die berühmtesten Maler Dänemarks, 1882 gegründet hatten um den strengen Regeln des Königlich Dänischen Kunstakademie zu entfliehen (Holger Drachmann war 1872 dort übrigens Lehrer gewesen).

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Larsen studierte ab 1885 bei Kristian Zahrtmann Malerei und lernte dort unter anderem Fritz Syberg und
Alhed Warberg aus Faaborg kennen. Alle drei wollten - analog zur Skagener Künstlerschule - aus den strengen Regeln der Königlichen Akademie ausbrechen, andere Motive suchen und die gerade aktuell entstehende Freiluftmalerei ausüben. Sie gründeten um 1890 die Fünener Malerkolonie, der sich später auch Peter Hansen anschloß.

Syberg heiratete 1894 Hansens Schwester Anna, die ebenfalls malte. Sie und ihr Bruder hatten
in Faaborg vom Vater, einem Dekorationsmaler,  den ersten Zeichenunterricht bekommen, Fritz hatte bei ihm sogar eine Lehre abgeschlossen. Man kannte sich also schon länger.

Alhed Warberg und Johannes Larsen heirateteten 1898.

Anna Syberg, gemalt 1915 von Johannes Larsen
Johannes Larsen kehrte mit Alhed 1901 wieder auf das Familiengrundstück nach  Kerteminde zurück und zog in die Familienvilla. Er richtete für Alhed und sich zwei Ateliers ein, die beide Zugang zum Wintergarten hatten, eine Art begehbares Treibhaus. Die großen Fenster ware nach Norden ausgerichtet, wie es die Maler lieben, weil es damit keine störenden Reflexionen gibt.

Peter Hansen war oft zu Besuch und malte auch dort und 1902 zogen Anna und Fritz Syberg ebenfalls nach Kerteminde. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war die Künstlerkolonie auch räumlich zusammen.




Links: Anna Syberg, gemalt 1915 von Johannes Larsen


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Ein Teil des heutigen Museumsgeländes mit der Larsen-Villa. Ein Teil des heutigen Museumsgeländes mit der Larsen-Villa

Zum Museum gehören das Wohnhaus der Larsens, die beiden Malerateliers, mehrere Gästegebäude, zwei Ausstellungshallen, eine Gärtnerei, weitere Nebengebäude und ein riesiger Garten, der früher in die Dünen zum Meer überging. Vom ersten Stock des Wohnhauses ist das Meer zwar immer noch zu sehen, aber natürlich sind seit Larsens Wiedereinzug in die elterliche Villa 1901 die Bäume erheblich gewachsen und man sieht nur noch ein kleines, blaues Fleckchen vom Großen Belt. Es gibt etliche Gäste- und Kinderzimmer, viele davon mit den originalen Möbeln und natürlich hängen überall Bilder von Johannes und Alhed Larsen, den beiden Sybergs und ihren Freunden. Die Kerteminder Maler waren eben fleißig.

Auf der Staffelei im Maleratelier steht ein unfertiges Bild, als wäre
Larsen mal eben weggegangen und würde gleich wiederkommen. Die Wände sind auch hier mit Bildern vollgehängt und das große Fenster läßt extrem viel Licht herein. Larsen hatte hier das Ideal von Wohnen und Arbeiten, wie es nur wenigen Künstlern vergönnt ist.

Johannes Larsens Arbeitszimmer
Johannes Larsens Arbeitszimmer


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Zwei Wohnzimmer sind mit Tischen, Sofas und Bücherregalen ausgestatte, in denen die Konversationslexika der Zeit  stehen. Die Möbel in den Zimmern sehen aus wie gerade gebaut, was für eine gute Restauration spricht. Bei einigen Stücken entstehen allerdings Sehnsüchte - bei meiner Frau wegen des Sekretärs, bei mir wegen der Standuhr.

Eines von mehreren Wohnzimmern in der Larsen-Villa
Eines von mehreren Wohnzimmern in der Larsen-Villa

Bilder hängen an fast jeder Stelle des Wohnhauses, obwohl es noch zwei Ausstellungshallen im Garten gibt. Ganze Wände sind mit Bildern gepflastert und es man zeigt auch etliche Bilder der Skagener Maler (Peder S. Krøyer, Michael und Anna Ancher, Holger Drachmann etc.  siehe Skagen). Damit man die Bildermassen noch ausstellen kann, haben zwei Wände eine „Petersburger Hängung“ - so heißt das, wenn zwischen den Rahmen kaum noch Platz ist und nur ein bißchen Tapete durchscheint. Es ist ein bißchen wie Tetris für Kunstliebhaber und natürlich gibt es keinen Platz mehr für Erklärungen und man muß dann auf einer graphischen Darstellung das Bild finden, sich diese Nummer merken und dann im Text nach dieser Nummer suchen. Weniger ist manchmal mehr.

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Selbst die Küche ist ein Museum - etwa um 1930 gebaut, erinnert sie an die „Frankfurter Küche“ des Bauhauses. Sie vereinte mehrere Funktionen (Vorbereiten, Wässern, Anrichten, Spülen) war mit einer durchgehenden Arbeitsplatte schon sehr modern, sorgte für kurze Wege und setzte sich später als Einbauküche durch.

Die Küche von etwa 1930
Die Küche von etwa 1930


Delfter Kacheln und ein eiserner Ofen als Antiquitäten Beide Larsens hatten Sinn für Delfter Kacheln und kauften sich eine gemütliche Ofenecke mit dem damals schon alten Ofen zusammen.

Die Villa war um 1901 relativ neu, daß sie eben nicht mehr den Kachelofen hatte, der im 18. Jahrhundert weit verbreitet war, weil man auf ihm schlafen und neben im sitzen konnte, er hatte Nischen in denen man das Essen warmhalten konnte und er wäre um 1900 sicher genauso eine Antiquität gewesen, wie der gußeiserne Ofen und die Delfter Kacheln.

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Weil Johannes Larsen ein Vogelfreund war, malte er die Vögel nicht nur, sondern hielt auch Enten, Hühner, Gänse und anderes  Geflügel, das sich immer noch - wie früher - frei im Park bewegen kann.

Johannes Larsen hat den Møllebakken nicht mehr verlassen und starb 1961 dort. Seine Nachfahren treffen sich heute noch auf dem Möllebakken.

Vögel, gemalt von Johannes Larsen
Vögel, gemalt von Johannes Larsen

Zum Museum gehört auch ein kleines Restaurant mit einer hervorragenden Speisekarte. Viel steht nicht drauf, aber das, was wir gesehen und gegessen haben, war ziemlich gut. Weil das Restaurant eine Gartenterasse  hat, sitzt man direkt an der Wiese und hat Gesellschaft der Hühner und Enten, die beim Essen neugierig zusehen und erkennbar betteln. Oben kreisen unterdessen die Möwen und blicken auch sehnsüchtig auf die Teller. Die Spezialität des Restaurants war der „Johannes Larsen Teller“ mit frischen Saucen, Wachteleiern, Hähnchen, viel Salat und Krabben für DKK 229 (= ca. EUR 32,00). Damit kamen wir bis abends über den Tag.

Johannes Larsen Museet, Mølleballen (Mühlenberg) 14, 5300 Kerteminde


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Wenn man mit dem Møllebakken durch ist, hat es Sinn, vor der Rückfahrt noch kurz am Wasser vorbeizugehen - der Parkplatz für Museum und Badestrand ist der gleiche und der Strand ist feinsandig und ziemlich flach. Die Kinder freuen sich auch.

Der Sandstrand von Kerteminde
Der Sandstrand von Kerteminde


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