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Am Potsdamer Platz Text und Fotos © Martin Schlu, Stand: 29. Oktober 2025 |
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Stand 2016 - Stand 2025 Der Potsdamer Platz ist im Sommer wunderschön, doch bei strömendem Regen verliert er etwas. Also suchen wir uns ein Café im Sony-Center und schnell merken wir, daß wir in Zukunft am besten unseren Haustee dabei haben sollten. „Grüner Tee?“ „Nur parfümiert !“ „Haben Sie Darjeeling?“ „Nur Assam! “ - das ist so ungefähr das Stärkste an schwarzem Tee, was es gibt und er gerät den meisten so bitter, daß man verstehen kann, warum die Briten Milch und Zucker dazu kippen. Meine Frau resigniert und bestellt ein Glas Wasser. Das kostet später € 2,50.- Das heiße Wasser alleine hätte übrigens € 3,50.- gekostet, aber dafür sind wir ja in Berlin... ![]() Nachdem wir ein bißchen umhergesehen und hochgeguckt haben (dieses Dach muß man einfach immer wieder ansehen...), beschließen wir, einmal das Filmmuseum zu besuchen. Wir haben zwar im Kölner Museum Ludwig seit der Eröffnung 1986 ein Filmmuseum, aber wir haben es bislang nie geschafft es zu besuchen. Jetzt haben wir Zeit und tun es - aber hier. Die Ausstellung beginnt mit den ersten Versuchen, erhaltenen Daumenkinos aus Fotos, den ersten Projektoren, die als Sensation „in Lebensgröße bewegte Bilder“ anpriesen und mir fällt meine ältere Oma ein, die 1902 als Elfjährige für zehn Pfennig (heute also zehn Euro) auf der Kirmes einen Film über ein Männchen sah, das Purzelbäume schlug - hier ist so ein Film dokumentiert. Die frühe Entwicklung wird aufgezeichnet, die Beziehung zwischen Regisseuren und ihren Stars und nach einer Stunde sind wir gerade in den 1920er Jahren angekommen. Später stellen wir fest, daß wir fast drei Stunden im Filmmuseum waren, ohne daß es langweilig war und so werden wir uns, wenn wir das nächste Mal in Köln sind, auch Zeit für dieses Museum nehmen. Die Ausstellung geht bis Werner Herzog, Charlotte Link und und Helmut Dietl, nur der Umstand, daß dieser mittlerweile verstorben ist, war noch nicht korrigiert. Dafür lag neben dem Original-Stern „Hitlers Tagebücher entdeckt“ ein solches und man konnte sehr schön das originale Foto von Gerd Heidemann mit den „Hitler-Tagebüchern“ mit der Einstellung im Film vergleichen, in der Götz George das entsprechende Buch hochhält. Man erfährt so gut wie alles für die Filmentwicklung in Berlin, über die Entwicklung des deutschen Films bis zu aktuellen Regisseuren. Ein paar Schmankerl gibt es auch: Jannings' Oscar, das Reisegepäck der Dietrich (würde auch heute nicht in einen VW-Bus passen), die rote Perücke von Lola (rennt) und vieles mehr: Briefe, Persönliches, Souvenirs, Drehbücher etc... Ein Buch- und Filmladen im Gebäude verleitet danach zum Geldausgeben, ein größeres Kino ist im Gebäude. Fazit: Absolut empfehlenswert. Da die Räume im 5. Stock beginnen und man sich nach unten durcharbeitet, hat man eine zwischendurch schöne Aussicht auf das Geschehen unter einem. ![]() Die Plaza des Sony-Centers aus dem 5. Stockwerk nach oben Stand 2025 - Stand 2016 Der letzte Besuch am Potsdamer Platz ist schon ein paar Jahre her und weil wir mit dem Tagesticket durch die Stadt fahren, liegt es nahe hier auszusteigen. Vom gruseligen S-Bahnhof aus Vorkriegszeiten (selbst die Antiqua-Schrift hat man so belassen), laufen wir auf Verdacht in eine Richtung, in der ich den DB-Tower vermute. Die Halle lichtet sich auf einmal, es gibt jetzt sogar Beschriftungen (wenn auch nicht zum Sony-Center) und das vorherige lichte Blau wechselt nun zu einem schreienden Pink und unmißverständlich wird angezeigt, daß man sich im Parkhaus für Fahrräder befindet. In Münster hatte ich schon vor Jahren am Bahnhof große Hallen mit Tausenden aufgebockten und per Kabelschloß gesicherten Drahteseln gesehen, aber wir sind ja in Berlin und da müssen abschließbare Stationen her, die per Computerterminal oder Handy-App angesteuert, geöffnet und verriegelt werden können. Ein Bargeldeinwurf ist auch nicht vorgesehen. Allerdings steht eine junge Mutter ratlos mit ihrem Lastenfahrrad hier - das wird sie leider nicht los, weil dafür die Boxen doch zu klein sind. ![]() Die Fahrradhalle mit Bügelständern für die billigen Räder. Am Ende des Fahrradparkhauses gibt es einen Lift für die Menschen und eine einspurige Rampe für die Räder und man kommt an der Außenseite des Sony-Centers heraus. Es regnet in Strömen und wir beeilen uns, in den Innenhof zu kommen. Aus Erfahrung wissen wir ja, dort gibt es ja Cafés, Bänke, Läden und das Filmmuseum. Nicht mehr! Was sofort auffällt, sind wenige Menschen unter Regenschirmen, der Leerstand und die Pfützen auf dem Platz. Das Filmmuseum gibt es nicht mehr, es ist ausgezogen und hinter den Glasscheiben der leeren Räume pappt nur ein Zettel mit den Wörtern „nun geschlossen.“ Das Kino im oberen Stock gibt es auch nicht mehr. Die Ladenstruktur ist übersichtlich und viele Geschäftsräume stehen leer. Die „Kerb Food Hall“ bietet „Street Food“ an, doch die laute Rap-Musik schreckt mich eher ab und im Regen muß man ja nicht noch etwas essen. Das „Monte Mente“ bietet Pizza und Cocktails an, aber wir ware die letzten zwei Tage scoin zweimal beim Italiener - das reicht. Das „Lindenbräu“ daneben gab es allerdings auch schon vor zehn Jahren und es ist voll. Auf drei Etagen reden Babyboomer laut ducheinander und diesen Lärm kann man besser aushalten. Weil wir nicht im Regen essen wollen, gehen wir dort hinein. Die Bierdeckel sind bayrisch (Büble...), die Speisekarte schwankt zwischen Bayern und Berlin und so nehmen wir zwei Weißwürste und eine Portion Currywurst, damit kulinarische Gleichberechtigung herrscht. Billig ist es nicht, aber alternativlos. Wenigstens schmeckt es. ![]() Das fast leer stehende Sony-Center im Regen. Fazit: Im Regen muß man nicht hierhin kommen und ob das Center mal wieder so wird, wie es früher einmal war, steht in den Sternen. Optisch sieht zwar alles gut aus, doch wenn man genau hinsieht, hat das Sony-Center ordentlich Federn gelassen. nach oben |
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