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Egeskov, Egeskov Gade 18, DK 5772 Kværndrup, Eintritt Park und Schloß DKK 265 (= ca. € 35,00)
Bau - Modemuseum - Rittersaal - Jagdzimmer - Titania-Palast - Spielzuegmuseum - Küche - Diverses Schloß Egeskov ist ein Schloß aus dem 16. Jahrhundert, das von Frands Brockenhuus (1518–1569) in Auftrag gegeben und im Jahre 1554 fertiggestellt wurde. Brockenhuus hatte als vermögender Mann die Tochter eines Großbauern geheiratete und weil reiche Leute im damals armen Fünen mißtrauisch beäugt wurden, hatte er den Neubau seines Hauses direkt als Wasserburg geplant. Die Reformation und die daraus folgenden Kriege waren noch gut in Erinnerung und wer es sich leisten konnte, baute vorsorglich etwas stabiler. ![]() Gut zu erkennen, daß das Schloß in einem See liegt. Diese Wasserburg mußte natürlich auf starke Fundamente gebaut wurde und so wurde ein Eichenwald gerodet und die Baumstämme in das sumpfige Gelände gerammt - wie in Venedig. Von diesen Eichen hat das Schloß seinen Namen (egeskov = Eichenwald). Die Vorsorge zahlte sich allerdings aus - das Haus wurde nie erobert und immer intakt an die nächste Generation weitergegeben. Damit klar war, wer hier das Sagen hatte, hängten der Bauherr das Konterfei der Eheleute in die Eingangshalle, so daß jeder Besucher es sehen mußte. ![]() Frans Brockenhuus und seine Ehefrau Anna Tinhuus nach oben - nach Fünen 1748 wurde das Schloß an die nächste Adelsfamilie verkauft, 1882 übernahm es die Familie Ahlefeldt, eine holsteinische Adelfamilie mit langer Ahnenliste und einem gewissen politischen Einfluß nach Holstein und Dänemark. Denen gehört das Schloß noch heute und das ist gar nicht schlecht, weil die Familie natürlich ein Interesse am Erhalt hat und entsprechend wirtschaftet. Tagsüber wird das Schloß für Touristen geöffnet, abends wird es bewohnt. Damit die Touristen auch bereit sind, ihr Geld da zu lassen, hat die Familie ihre Landwirtschaft etwas effektiver gestaltet und das freigewordenen Personal im Schloß beschäftigt. Ein Teil arbeitet als Gärtner, etliche in der schloßeigenen Gastronomie und im Souvenirverkauf und alle haben gut zu tun. Parallel zum Schloßbetrieb hat die Famile einen Freizeitpark angelegt, an dem man die Kinder sicher eine Stunde parken kann, wenn man sich das Schloß ansehen will. Meine Frau und ich hatten unsere Kinder bei solchen Gelegenheiten schon vor Jahren immer mit einem großen Eis bestochen und haben uns dafür eine Stunde Zeit erkauft. Wenn man das Schloß besichtigen will, sollte man Treppen steigen können, denn einen Lift gibt es nicht. Im ersten Stock ist eine Modeausstellung der Moden des 19. und frühen 20. Jahrhundert. Die Stücke sind aus dem Familienbestand und in recht gutem Zustand. Allerdings kann man nur von einer Seite schauen, weil alles in Vitrinenschränken ist und man kann auch nicht gescheit fotografieren, weil das Glas nicht entspiegelt ist. Die Ballkleider der Generation, die um 1880 geboren wurde Zu sehen ist auch ein - angeblich - originales Ballkleid der Prinzessin Marie-Antoinette, aber der Bezug zum Schloß wird nicht klar: Wurde es ersteigert? Hat es eine Kammerfrau von ihr als abgelegtes Kleid bekommen und verkauft? Dafür hat man einen Guilliotinen-Nachbau hingestellt - inclusive abgeschlagenem Kunststoffkopf mit viel roter Farbe. Das stört aber eigentlich eher. Ein Schmankerl fand ich aber bei der Dienstkleidung für Frauen und Männer. Im Hintergrund der Dienstmädchenkleidung hing links oben ein berühmtes Bild von Jean-Étienne Liotard: „Das Schokoladenmädchen“ von 1745. Da ging es nicht darum, zu zeigen, daß man sich Personal leisten konnte (das hat damals ja kaum etwas gekostet), sondern das Besondere war der Kakao, der teurer war als das Personal, das ihn serviert. Das war das Statussymbol.
Wer das Bild in groß sehen will, klickt einfach auf das Schokoladenmädchen. nach oben - nach Fünen Wenn man mit der Mode durch ist, kommt man in das Jagdzimmer. Heute muß man aus Gründen der politischen Korrektness wahrscheinlich die Augen schließen, aber was hier hängt, ist Kolonialgeschichte pur. Auf zahlreichen Reisen sind diese Viecher erbeutet/geschossen worden - immer mit der Hilfe der eingeborenen Führer, die für ein bißchen Geld die Jäger von Egeskov zu den Elefanten, Löwen, Büffeln und anderen Großwildtieren führten. An jeder der Wände des Jagdzimmers hängt eine fellgewordene Beute: Löwe, Tiger, ein Leopard umrahmt von drei Meter langen Stoßzähnen, diverse Antilopen, Büffel, Gazellen und was in Afrika und Asien eben so herumsprang und sich schießen ließ. Im Flur nebenan hängen Dutzende von Schädeln und Geweihen und auf einem Büffelschädel steht „Kenia 1937“. Dieses Großwildjagen war bis in die 1960er Jahre angesagt, Hemingway hat darüber geschrieben und selbst heute kann man noch die „Big Five“ jagen, wenn man Geld genug hat - es ist fast wie früher. Der Bettvorleger des Kolonialismus Aufregung ist hier fehl am Platz, aber man sollte seinen Kindern vielleicht erklären, wie Abenteuerlust und Ausbeutung zusammenhängen. Auf dem Mount Everest hat man ja nun auch den Massentourismus und die Ausbeutung der Sherpas. Übrigens hat Olaf Scholz am Ende seiner Amtszeit vom Staat Simbabwe vor ein paar Monaten zweihundert Elefanten angeboten bekommen, weil die Dumbos das Land kahlfressen, aber sie stehen unter Naturschutz und der Handel mit Elfenbein (= eigentlich Elefantenknochen) ist ja seit 1957 verboten, so daß ich einen Flügel von 1894 nicht in die USA verkaufen durfte, weil die Elfenbeintasten mit dem Artenschutzabkommen sechzig Jahre später nicht kompatibel waren. Das ist aber eine andere Geschichte. nach oben - nach Fünen
Eins von mehreren Besucherzimmern. nach oben - nach Fünen Das nächste Highlight ist ein überdimensionales Puppenhaus, der Titania-Palast. Guendolen, die vierjährge Tochter des englischen Malers und Ofiziers Sir Neville Wilkinson bat ihren Vater 1907, er solle für die Elfe Titania, die im Garten wohnte, doch einen Palast bauen. Als Offizier hatte Wilkinson genug Geld, als Maler machte er die Entwürfe und er begann mit dem Bau, als er aus dem Dienst in Südafrika wieder nach Hause kam. Das eigentliche Haus besteht aus handpoliertem Mahagoni. Im Lauf der Jahre flossen immer neue Ideen für die Räume und die Ausstattung ein, weil die Elfe ja auch Hausrat brauchte. Am Ende waren es ca. 3.000 Möbelstücke geworden, man hatte fünfzehn Jahre lang gebaut und als alles fertig wurde, war die Tochter erwachsen. ![]() Der Titania Palast - ein Puppenhaus für Königstöchter Alle Einrichtungsgegenstände sind Handarbeit. Die Einweihung 1922 nahm Queen Mary (Queen Mum) vor und der Palast wurde seit 1930 durch die Welt geschickt um Spenden für Kinderhilfsprojekte zu sammeln. Das war so erfolgreich, daß das Modell ständig unterwegs war. 1978 wurde das Luxuspuppenhaus bei Christie's von der Firma Lego ersteigert, sie ließ ihn restaurieren und zeigte ihn bis 2007 im Legoland. Seit 2007 steht er in Schloß Egeskov. Hier sieht man vor allen Dingen die Ausstattungsdetails.
nach oben - nach Fünen Im gleichen Raum finden sich Vermerke über den Besuch Hans Christian Andersens auf Schloß Egeskov in den Jahren 1842 und 1848, außerdem Papierkleider für Anziehpuppen, die er 1860 für ein kleines Mädchen anfertigte, als er schon im Großvateralter war. Weiter geht es eine Etage höher auf den Dachboden. Auf dem Weg dahin muß man an einer nachgestellten Duellszene vorbei, die zum Ausstellungort für eine Sammlung liebevoll geputzter Duellpistolen genutzt wird. Besonders gut gefallen hat mir der Damenrevolver aus jüngerer Zeit, der so klein ist, daß er in eine Hand paßt. Ich nehme an, der ist die schnelle und ideale Lösung für untreue Ehemänner gewesen, aber ich weiß es nicht genau. Eine Duellpistole kann man jedenfalls nicht in die Tasche stecken, die würde auffallen.
nach oben - nach Fünen Zu sehen ist noch die alte Küche, wie man sie von vielen Burgen kennt - hier aber etwas umfangreicher mit jeder Menge Kupfergeschirr, Porzellangefäßen für die Gewürze und Lebensmittel, alles frei zu sehen, als ob man sofort anfangen könnte. Man kriegt direkt Lust zu kochen. In verschiedenen Schränken steht exquisites Porzellan mit Wappen und Beschriftung. Wahrschenlich stand es schon vor Jahrhunderten in diesen Schränken herum. „Strunzgalerie“ hätte meine Mutter gesagt. ![]() Zum Ausgang kommt man an einem Portraits eines ehemaligen Besitzers vorbei - leider ohne Erklärung. Google konnte mir keine Auskunft geben, aber die Familie wird wissen, wer es ist. ![]() Einer der vielen Egeskov-Besitzer aus der Barockzeit nach oben - nach Fünen Es gibt zu Schloß Eggeskov auch einen Roman, der an der Kasse erhältlich ist. Ich habe ihn mir bestellt, muß aber noch bis nächstes Jahr warten, bis dei Übersetzung raus ist. Wenn ich ihn gelesen habe, schreibe ich etwas... ![]() nach oben - nach Fünen |
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