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Schloß Linderhof              Stand: 19. September  2025
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Fassade von Schloß Linderhof
Unypisches Bild in der Hauptsaison - Für ein Bild ohne Touristen mußte ich ein bißchen warten, obwohl es erst halb elf war.

Schloß Linderhof ist eines der Märchenschlösser, die sich König Ludwig II. (der „Kini“) hat bauen lassen und in dem er auch am häufigsten gewohnt hat. Sein Vater hatte sich in dem Wald schon einen relativ einfachen Bau als Jagdhaus bauen lassen, das „Königshäuschen“, doch der Sohn wollte sich vergrößern. So bauten die ortsansässigen Handwerker ab 1870 sechs Jahre lang eine große Holzkonstruktion, die weiß verputzt wurde und dann aussah wie ein Gebäude aus Stein, eine annehmbare geschlossene Einflügelanlage. Sowas kennt man als Rheinländer von dem Wittelsbacher Kölner Kurfürst Clemens August. Der hatte sich mit Schloß Falkenlust etwas Vergleichbares bauen lassen - allerdings aus Stein und eher für verschwiegenen Sex mit jungen Damen. Clemens ließ dann immer erklären, er sei wieder auf der Falkenjagd. Der bayrische Kini mußte aber nicht lügen, denn soviel man heute weiß, stand er eher auf Männer. Übrigens hat Ludwig darauf bestanden, daß die Arbeiter im Krankheitsfalle ihren Lohn bekamen und damit war er wesentlich moderner als der Preuße Bismarck mit seiner Sozialgesetzgebung.

Man kommt nur in die Innenräume des Schlosses, wenn man die Führung gebucht hat (€ 10,00) und wer das Schloß nicht kennt, sollte das Geld dafür ausgeben, wenn die Beine die Treppen hochkommen. Wer schlecht zu Fuß oder zu geizig ist, kann sich den Film „Ludwig II.“ von Ludovico Visconti aus dem Jahr 1973 anschauen, für den das Innere als Kulisse im Filmstudio nachgebaut wurde. Längere Außenaufnahmen
wurden.im Schloßpark gedreht. Es gibt im Film schöne Details aus dem Innenraum zu sehen, wie etwa den versenkbaren Eßtisch, der herabgelassen wird, als der König keine Lust hat zu essen und eine Etage tiefer freuen sich die Diener über das nicht angetastete Menü. Je nachdem, welche Fassung man sieht, dauert der Spaß zwischen drei und vier Stunden (Film in der Mediathek, 2025). Die DVD lohnt sich - kein Netflix, Amazon oder Disney wird diesen Film jemals zeigen, denn dafür ist er kulturell zu anstrengend. Aber er ist toll.

Mittlerweile ist das Schloß Bestandteil des Weltkulturerbes und so kommen selbst im Herbst ganze Busladungen von amerikanischen, chinesischen und japanischen Touristen, die für einen knappen Tausender die drei Neubauten Ludwigs in drei Tagen durchziehen (Neuschwanstein, Linderhof, Herrenchiemsee). Das ist ein richtiges Geschäftsmodell geworden. Blöderweise gibt es noch keinen Dresscode, was man am als Reisegruppe am besten anzieht (grau, gedeckte Farben) und weil wirklich jeder Auswärtige ein selfie mit sich und  einem Teil des Schlosses will, geht es vor der Freitreppe  zu wie bei Pützchens Markt vor der Achterbahn. Selbst das Klassenfoto vor dem Schloß muß sein und darum braucht man ein bißchen Geduld, wenn man nicht so viele fröhliche Farben auf dem Foto haben will.

Typische Besuchermenge in der Nachsaison
Typische Besuchermenge in der Nachsaison - orange und rot leuchtet am weitesten. Oben das frühe Morgenfoto.

Natürlich weiß man als erfahrener Einzelreisender, daß der frühe Vogel das beste Bild fängt und darum sind wir immer früh da. Abgesehen davon läuft man etwas über einen Kilometer, bis man von der Kasse zum Schloß gelangt ist und nachmittags kann es recht heiß werden. Dieses Mal haben wir auf die Führung durch das Schloß verzichtet, weil wir beim letzten Mal danach wegen der Hitze nicht mehr den Garten geschafft haben, und weil man für den kein Ticket braucht, sind wir schon um halb elf vor Ort. Die Reisegruppen kommen erst gegen Mittag, weil sie eben nicht um acht Uhr starten und so gibt es ein paar Minuten ohne viele andere Touristen und es entstehen fast menschenlose Bilder.


Der Garten ist eine Mischung aus barocken Sichtachsen
mit Rabatten und einem englischen Landschaftsgarten, wie ihn etwa auch Fürst Pückler in Muskau und Cottbus bauen ließ. Um das Schloß gruppieren sich der große Brunnen, weitere kleine Wasserläufe, Pavillons am Ende der Sichtachsen und Bäume, die aussehen wie in einem alten Wald, aber neu gepflanzt wurden. Original ist nur die Steigung, weil Schloß und Garten in die Ettaler Berge gebaut wurden - die konnte man nicht so leicht verschieben.

Unten. Schloß und Brunne im Bezug zueinander. Foto: Susanne Coburger Schlu
Oben: Schloß und Brunnen im Bezug zueinander. Foto: Susanne Coburger Schlu

Unten: Im Brunnen sitzt Flora, die Göttin der (Getreide)-Blüte mit einigen Putten.
Der Brunnen zeigt Flora, die Göttin der (Getreide)-Blüte

Die Flora im Brunnen ist blattvergoldet und wird jede halbe Stunde naßgespritzt, wenn das Wasserreservoir vollgelaufen ist. Das geht ohne Elektrik, nur mit der Physik des Leitungsnetzes, ähnlich wie bei den Kasseler Wassertreppen oder der Wasserversorgung der künstlichen Grotte. Pünktlich zur halben Stunde ist der Behälter wieder vollgelaufen und die Flora wird naß, aber die Vergoldung bietet ja auch einen gewissen Schutz.

Die Flora während der 22 Mter hohen Fontäne.
Oben Die Flora während der 22 Meter hohen Fontäne.


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Der Garten ist mit der Kasseler Wilhelmshöhe vergleichbar. Man schafft ihn nicht bei einem Besuch, außer man ist ein guter Sportler. Dieses Mal haben wir den Bereich Brunnen bis Musiktempel angeschaut und brauchten dafür gut zwei Stunden. Wenn man oben angelangt ist, hat man einen guten Überblick über die barocke Gartenarchitektur (alles nicht echt barock, weil ja erst nach 1870 gebaut) und sieht, was man gegenüber - beim nächsten Besuch - noch schaffen will. Das wird die Grotte werden und die Kaskaden, die von ihr abwärts fließen.

Überblick über Schloß Linderhof und seine Garteanlage - wenn auch nicht ganz symmetrisch.
Überblick über Schloß Linderhof und seine Garteanlage - wenn auch nicht ganz symmetrisch.


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