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- Geschichte - Wolgast heute - nach oben
Wolgast
hat eine große Vergangenheit: Das alte Pommern (von slawisch „po morje“ = am Meer) reichte ursprünglich vom
Darß bis nach Danzig und wurde von Stettin aus von den „Greifen“ in
Analogie zu den „Welfen“ oder den „Staufern“ regiert. 1295 wurde das
Gebiet in die Linie Stettin und Wolgast geteilt und der westliche Teil
- vom Darß bis weit hinter die Oder - wurde von Wolgast aus regiert. 1326 kam Altenkirchen/Rügen zu Wolgast und gehörte dort bis zum schwedischen Einmarsch 1630 nach Usedom.

- West-Pommern unter dern Wolgaster Greifen - oben links Rügen (grün), rechts die heute polnische Küste.
- Der
Greifenherzog Wartislaw IX. gründete 1456 auf Anregung des Greifswalder
Bürgermeisters und späteren ersten Rektors, Heinrich Rubenow, nach
Genehmigung durch Kaiser Friedrich III. und Papst Kalixt III. die
Universität Greifswald (Academia Gryphica, nach dem Namen der
Herrscherfamilie) - eine der ältesten Universitäten
Europas. Ab sofort ließen alle Greifen-Herzöge ihre männlichen Nachkommen dort ausbilden. Aufgrund der sorgfältigen Erziehung waren die meisten Herrscher der Greifen der aufklärerischen Denkweise zugetan und Luthers Thesenanschlag wurde 1517 in Pommern aufmerksam registriert. Man
sorgte für einen gewissen Bildungsstandard, denn die Machtverhältnisse
in Pommern waren seit dem Mittelalter immer undurchschaubar und das
Ergebnis ständiger Kompromisse zwischen den pommerschen Herzögen, der
polnischen Krone, der Hansestadt Stralsund, dem Königreich Dänemark und
dem Kurfürsten von Brandenburg. Alle wollten in diesem Gebiet mitreden,
das verkehrs- und handelsmäßig ungemein wertvoll war. Im Einzelnen sind folgende Personen wichtig:
- Bogislaw X. (1454-1523) war der erste Herrscher, der alle pommerschen Gebiete seit dem Mittelalter von Stettin aus regieren konnte und er war etwa fünfzig Jahre Alleinherrscher in Pommern. Durch seine Ehe mit der fünf Jahre älteren Margarethe von Brandenburg (1477),
einer Tochter des Kurfürsten Friedrichs II.(1413–1471) , wurde der
Konflikt um den Herrschaftsbereich Brandenburg zwar entschärft, denn
die Brandenburger ließ die Greifen solange regieren, wie sie
Thronfolger vorweisen konnten. Sollte die Linie allerdings aussterben,
würde Pommern wieder an Brandenburg fallen.

Bogeslaw mit seinen zwei Frauen: Margarete v. Brandenburg und Anna von Poelen (1476-1503) Quelle
Dummerweise blieb Bogislaws Ehe mit Margarethe kinderlos und so blieb Bogislaw nur die Hoffnung auf eine zweite Ehe. Er verstieß Margarethe und zog sich damit den Zorn der Brandenburger zu, doch glücklicherweise starb sie kurz darauf und Bogislaw war aus dem Schneider. Nach ihrem Tod 1489 heiratete er 1491 die polnische Königstochter Anna (1476-1503)
von Polen und hatte von polnischer Seite nichts mehr zu befürchten.
Anna war 22 Jahre jünger, sah mit ihren sechzehn Jahren hinreißend aus, war gebildeter als er,
gebar ihm acht Kinder und starb danach. Bogislaw und Anna scheinen sich aber wirklich geliebt zu haben, wie einige erhaltene Briefe bezeugen. Sie wurde im damaligen Kloster Eldena bei Greifswald begraben, wie eine Steintafel an der Klosterruine beschreibt:

Epitaph der Pommerschen Herzöge und ihrer Gemahlinnen an der Klosterruine Eldena
- Als Bogislaw 1523 starb, wurde sein Sohn Georg (1493-1531) Herzog und mußte sich
in der Frage der Reformation entscheiden, doch er neigte zum
Katholizismus. Das war zwar gut für Polen, aber fast ein Kriegsgrund
für Brandenburg, den Georg nur schwer entschärfen konnte. Eine Lösung
zeichnete sich ab, als zwei Jahre später, 1525, seine erste Frau, Amalia von der Pfalz starb. Um Brandenburg an sich zu binden, heiratete Georg 1530 Margaretha von Brandenburg,
die Tochter des Kurfürsten Joachim I. Sie brachte Gebiete des Darß mit
in die Ehe, heiratete später auch ein zweites Mal und Martin Luther
selbst soll sich in die Auflösung dieser zweiten Ehe eingemischt haben.
1531 starb Georg, ohne eine Entscheidung in der Reformation getroffen
zu haben: Pommern wollte protestantisch werden, Polen unter allen
Umständen katholisch bleiben.
- 1531 rückte Georgs acht Jahre jungerer Bruder Barnim IX. (1501-1573) zusammen mit seinem Sohn Philipp I. (1515-1560) nach.
Barnim hatte in Wittenberg studiert, Philipp war nach dem Tod seiner
Mutter Amalia am Hofe seines Onkels Ludwig V. von der Pfalz erzogen
worden. Onkel und Neffe teilten sich nun ab 1532 den Herrschaftsbereich. Dies sollte eigentlich nur bis 1541 dauern, wurde aber dann Dauerzustand. Barnim bekam Pommern-Stettin (Hinterpommern), Philipp I. wurde mit sechzehn Jahren Herrscher in Pommern-Wolgast (Vorpommern). Das Bistum Cammin wurde von beiden gemeinsam verwaltet.
- Onkel
und Neffe waren der Reformation sehr zugewandt und beriefen 1534 den
Landtag nach Treptow an der Rega ein um über die Einführung des
protestantischen Glaubens zu beraten. Der Adel und das Bistum Cammin
sprachen sich zwar dagegen aus, doch Luthers Mitstreiter Johannes
Bugenhagen wurde beauftragt, eine protestantische Landesordnung zu
erarbeiten. Bugenhagen besuchte ab 1535 regelmäßig die Gemeinden und
nachdem der Bischof von Cammin gestorben war, wurde die Reformation
durchgesetzt
- Daraufhin wurde
Wolgast zu einem aufklärerischen Zentrum der Renaissance. Die
Druckerei in Barth auf dem Darß druckte evangelische Traktate, Lukas
Cranach malte die Herzöge und viele Luther-Bilder für die regionalen
Kirchen und die wirtschaftliche Situation Westpommerns florierte. Die
Petri-Kirche in Wolgast wurde dabei die Grabeskirche der Greif'schen
Herzöge und das „Greifengrab“ ist die einzige pommersche Grabstätte,
die bis heute unzerstört fast 500 Jahre überdauert hat.

- Die Gräber der Greif'schen Herzöge in der Greifenkapelle der Wolgaster St.Petri-Kirche. Von vorne nach hinten:
Philipp I. († 1560) - Maria († 1583), Ehefrau von Philipp I. - Ernst Ludwig († 1592) - Philipp Julius († 1625)
- Das
alles dauerte, bis der letzte Greifenherzog Philip Julius 1625 starb,
es keinen Nachfolger gab und Pommern solange ohne Regierung war, bis
Gustav Adolf von Schweden 1630 in Usedom landete. Er wurde durch den Einmarsch Herzog in Pommern und von da an gehörte Pommern zu Schweden. 1815 kam es durch den Wiener Kongreß nach den Napoleonischen Kriegen wieder nach
Preußen, hat bis heute aber einen deutschen und polnischen Teil.
- Literatur
- Dirk Schleiner: Pommerns Herzöge. Die Greifen im Portrait.
Hinstorff-Verlag, Rostock 2012, ISBN 978-3-356-01497-2
- Links zu den Herzögen (alle vom 16. April 2017)
- Herzogtum_Pommern
- Bogislaw X. (1454-1523),
- Georg I. (1493-1531)
- Barnim IX. (1501-1573)
- Philipp I. (151-1560)
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- Wolgast heute - Wolgast früher
- Um
nach Wolgast zu kommen, fährt man von Usedom im Prinzip die Insel
wieder
zurück, über das blaue Wunder (die Brücke) und durch die enge
Altstadt und die Kirche. Jeweils zur Dreiviertelstunde klappt die Brücke hoch und man hat etwas Pause.

- Das „blaue Wunder“ - die in den 1990ern neu gebaute Peenequerung
- Von Greifswald aus bleibt man auf der B 105
und kommt an der alten Kirche heraus. Parkplätze gibt es reichlich und
sie kosten
auch nichts. Beim Gang durch die Altstadt 2016 war auch klar, warum:
irgendwie hatte Wolgast in der Altstadt noch nicht die Kurve gekriegt.
Es gab zuviel Leerstand bei Läden und Wohnhäusern, bei etlichen
Häusern drohte der Verfall, weil sie schon seit langem leer standen und
die paar Läden, die es gab, wurden nicht groß frequentiert, weil
einfach zu wenig Menschen in der Stadt waren. Im Herbst 2016 war hier
tote Hose. Dabei hatte die Stadt Charme, aber
man hätte das Pommersche Erbe besser pflegen können. Man hätte auch mehr auf
Philipp Otto Runge setzen können, den romantischen Maler, der hier
immerhin geboren ist.
- Im Sommer 2019 bei meinem zweiten Besuch hatte sich etwas getan. Nun war das Runge-Geburtshaus
zu besichtigen und die Kuratorin erzählte mir von den Anstrengungen,
die Wolgast macht um interessanter zu werden. Man findet das Haus an
der Peene, gegenüber dem „blauen Wunder“ (der Peenebrücke, s.o.) und
ein
Besuch lohnt sich, weil man begreift, wie die Pommerschen Maler Philipp
Otto Runge und Caspar David Friedrich sich gegenseitig beeinflußten und
voneinander lernten.

Das Philipp-Otto Runge-Haus in Wolgast, Kronwiekstraße 45, 17438 Wolgast
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- „Friedrich
aus Greifswald, ein junger Landschaftsmahler, ist auch hier angekommen,
mit einem jungen v. Klinkowström desgleichen; kurz die Künstler wandern
recht aus von Pommern her, unser sind nun schon fünf hier“ (Brief POR an seine Bruder Daniel v. 27. Juli 1802)
- Gemeint
ist Friedrich August von Klinkowström, geboren auf der Ludwigsburg in
Loissin, auf der anderen Seite der Wieck, studierte ebenfalls in
Greifswald und wurde später Maler, noch später Offizier, ging nach Wien
und hatte dort als Pädagoge Kontakt zu Fürst Metternich und Beethoven.

Die Realschule am Kirchplatz war 2016 schon seit langem geschlossen und
gammelte vor sich hin. Eine Initiative zur
Gründung einer neuen evangelischen Schule im
Oktober 2016 hatte immerhin im August 2018 die Neugründung einer
evangelische Grundschule ergeben,die ihren endgültigen Platz im
Schulhaus am Kirchplatz finden sollte, das zunächst saniert würde (Pressebericht). Bis 2019
hatte sich äußerlich aber noch nichts getan.

Aus der Dachsanierung wurde 2025 eine Generalsanierung.
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- Die
Kirche auf dem Berg ist eine gute Wegmarke, so daß man von der blauen
Brücke auf sie zufahren kann. Ihr gegenüber - auf der B111 liegt ein
Parkplatz, auf dem man für zwei Stunden für lau parken kann Das reicht
für einen Besuch in der Innenstadt mit kurzer Mahlzeit.

- St. Peter-Kirche in Wolgast
- Die
letzten zwei Male war die Kirche offen und konnte besichtigt werden.
Heute ist sie aber geschlossen - auch die Greifen-Gruft - weil am Abend
ein Probespiel um die Organistenstelle stattfindet und die Bewerber ja
auch mal an dieser Orgel üben müssen. Leider bin ich am Abend nicht
mehr da.
- Am
benachbarten Markt hat sich viel getan. Vor acht Jahren gab es jede
Menge Leerstände, die meisten Häuser wirkten verfallen oder zumindest
ungepflegt und fast alle Geschäfte hatten zu. Nun herrscht am Markt
Betrieb, der Brunnen plätschert vor sich hin, zwei Cafés haben
auf und werden besucht, es gibt eine funktionierende Bankfiliale und
Wolgast scheint de Kurve gekriegt zu haben. Es lohnt sich, häufiger hierhin zu kommen.

Der Wolgaster Marktplatz am Mittag. Links der Mast mit den aktuellen Betrieben, rechts noch der Osterbaum mit Eiern.
- Links zu Wolgast / Pommern
https://de.wikipedia.org/wiki/Peenebr%C3%BCcke_Wolgast
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fe/Pomeraniae_Ducatus_Tabula.jpg
https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst-Moritz-Arndt-Universit%C3%A4t_Greifswald
http://www.kirche-mv.de/Geschichte.394.0.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Greifen
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