Homepage Martin Schlu Heringsdorf - Urlaub am Ostseesandstrand
Text und Fotos von Martin Schlu,  Stand: 11. Mai 2025

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Einführung
Geschichte

Ahlbeck
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Bansin
Heringdorf
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Usedom (Stadt)
Zirchow


Geschichte,
Zielgruppe und Unterkunft,
Strandpromenade,
Seebrücke

Sonnenaufgang am Heringsdorfer Strand
Sonnenaufgang am Heringsdorfer Strand - der verläuft zwischen Nordwest und Südost. Sonnenuntergang am Meer ist nicht.
Geschichte
Auf der Insel gab es seit dem Mittelalter zwei Güter, Mellenthin und Gothen, die nach der „Eingemeindung“ 1713 an den preußischen Staat fielen. 1817 konnte der Bankier Georg Bernhard von Bülow die Reste von Gothen vom preußischen Staat kaufen. Weil die dazugehörigen Ländereien bis an die Ostsee gingen, ergab sich die Möglichkeit dort zu spekulieren und nachdem zwischen Ahlbeck und Bansin Teile des Waldes gerodet waren, wurde dort eine Art Fischfabrik für Heringe errichtet, ein „Heringsdorf“. König Friedrich Wilhelm III. besuchte als junger Konprinz diesen Ort, der eigentlich in erster Linie den Handel verbessern sollte und soll angeblich den Namen für dieses Kaff gewählt haben.

Weil eine Investition in Pommern wirtschaftlichen Aufschwung versprach, investierten Bankiers wie Hugo und Adelbert Delbrück und die Kölner Bank Sal. Oppenheim in den nächsten dreißig Jahren in die  Eisenbahnlinien Berlin-Wolgast, Heringsdorf-Swinemünde und andere Strecken, kauften und verkauften Land zur touristischen Erschließung für Straßen, Promenaden, Seebrücken, Hotels, Villen, Pensionen und Badeanstalten und finanzierten alles durch Staatsanleihen, für die der preußische Staat bürgte. Als das neue Urlaubsparadies fertig war, kam Kronprinz Friedrich Wilhelm III. 1866 zum Baden, brachte Weib, Kinder und Hofstaat mit und gab Usedom durch diesen Besuch den Ritterschlag des Tourismus.

In Heringsdorf nächtigte
Friedrich Wilhelm bezeichnenderweise in einem Haus der Bankierbrüder Delbrück, die mittlerweile als „Financier des Preußischen Staates“ galten und nur zu gut wußten, wie man Geld verdient - später gründete sie die Deutsche Bank, noch später war die Familie Delbrück im Dienst des Reichskanzleramts und noch später wurde aus dem Heringsdorf die „Aktiengesellschaft Seebad Heringsdorf“. Reicher als die Delbrücks war nur noch Gerson von Bleichröder, der als reichster Mann Preußens und als viertreichster Mann der Welt galt und der den Deal zwischen Banken und preußischem Staat eingefädelt hatte. Im Prinzip war Usedom nach dem Kaiser-Besuch eine Adresse der Reichen und Adeligen geworden und weil die meistens dieser Gruppe aus der Reichshauptstadt kamen, wurde das Dorf die „Badewanne Berlins“ - noch schlimmer als es in Boltenhagen heute der Fall ist.

Typische Villa an der Strandpromenade Richtung Bansin
Typische Villa an der Strandpromenade Richtung Bansin


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Später, als Kaiser, schaffte Wilhelm I. den Besuch nicht mehr - erst sein Enkel Wilhelm II. wurde wieder regelmäßiger Gast. Als Kind wurde er in die familiäre Sommerfrische mitgebracht, als Erwachsener kam er weniger aus Badefreude, sondern, weil in Swinemünde öfter Seemanöver stattfanden, an denen Wilhelm II. als Beobachter gerne teilnahm. Bis heute hat jedes Kaff auf Usedom deswegen einen Kaiserhof, eine Kaiserstraße oder ein Hotel Kaiser Wilhelm und die örtlichen Friseure bieten eine „Kaiserwelle“ an - kein Witz.

Nach 1866 war die Insel also sehr angesagt und insbesondere Bankiers, Anwälte und Ärzte leisteten sich nun gerne Villen dort, denn um die Villen war es ruhig, der Strand war breit, der Sand weiß und für die Damen gab es ausreichend Badekarren. Weil die Hälfte dieser Berliner Eliten jüdisch war, hatte dies Konsequenzen für die späteren Besitzer in der NS-Zeit und weil man noch später - nämlich in der DDR - mit den Villen der ehemaligen Nazi-Nutznießer nichts mehr zu tun haben wollte, gammelten etliche Villen solange vor sich hin, bis sie einstürzten oder durch moderne Hotels des Sozialismus ersetzt wurden. Was heute noch an alten Villen steht, ist die Ausnahme - unter einer Million ist an eine kleine heruntergekommene Villa nicht zu denken und Wohnungen in Venedig sind billiger.

Villa in Strandnähe, leicht renovierungsbedürftig
Die gleiche Villa im Mai 2025 - der Besitzer scheint abwarten zu können
Villa in Strandnähe, leicht renovierungsbedürftig, zentrale Lage
Gesehen im Oktober 2016
Die gleiche Villa neun Jahre später- der Besitzer scheint abwarten zu können. Gesehen im Mai 2025

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Zielgruppe und Unterkunft
Heringsdorf muß man sich erlaufen oder mit dem Rad erfahren. Automäßig macht man hier nicht viel, denn wenn man in die Innenstadt fährt, hat man Parkmöglichkeiten für eine halbe Stunde und wenn man ins Parkhaus fährt (der Tagespreis lag nun, 2025, bei € 12,00) ist man etwa einen Kilometer vom Zentrum weg. Wer nicht gut laufen kann, für den ist der Ort nichts - vom nötigen Treppensteigen mal ganz abgesehen.

Die erste Zielgruppe ist die Generation 50+ mit erwachsenen und nicht mehr quengelnden Kindern, etwas Geld im Beutel und dem Bedürfnis nach Ruhe, Lesen, Spaziergängen oder Fahrradfahren am Meer.
Kinderlose Eltern und Großeltern können hier viel Zeit in der Gastronomie verbringen und Kulturausflüge über die Insel machen.

Die zweite Zielgruppe sind jüngere Eltern ohne pubertierende Blagen (P-Kinder), denn für die Kleinen gibt es Sand genug und einen großen Spielplatz (an der Promenade, etwa in Höhe Badstraße), aber für junge Familien mit kleinen Kindern ist Usedom nur im Sommer was, weil man dann den Tag am Meer verbringen kann. P-Kinder brauchen sowieso nur ihr Handy und die Wohnungen haben alle W-LAN. Wenn man diese Kinder nicht den a/sozialen Medien überlassen will, muß man arbeiten und fahren: Karls Erlebnisdorf, diverse Pizzerien, irgendwelche Ausstellungen mit Tonkriegern, künstlichen Pferden, Dinosauriern aus Plastik, Hüpfburgen und weitere Plastikwelten.

Wenn man ins Landesinnere geht, sind die Wohnungen nicht wesentlich billiger, aber man hat kein Meer mehr. Wer Meerblick haben will, muß etwa ein Jahr vorher buchen. Die Wohnungen sind nicht billig, aber die meisten sind bezahlbar. In der Vor- oder Nachsaison zahlt man für eine Woche ab ca. 130,00/Tag, in der Hauptsaison etwa ab 200,00/Tag (Hotels etwa Faktor 2-3 mal mehr). Dafür hat man einen Stellplatz irgendwo und kann im Normalfall über eine Treppe zur Promenade und zum Strand.
Sowas kann man kriegen, wenn man ein Jahr vorher bucht. Preislich ist man dann auch in Venedig...
Sowas kann man kriegen, wenn man ein Jahr vorher bucht. Preislich ist man dann aber auch in Venedig...
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Strandpromenade
Die Strandpromenade ist von Bäumen geschützt und bietet daher einen guten Windschutz, denn wenn es im Herbst oder Frühling gerade sechs Grad hat und ein frischer Ostwind bläst, braucht man Mützen und Handschuhe. Heringsdorf  liegt zwischen Bansin und Ahlbeck. Eine Stunde gemütliches Spazierengehen und man ist im anderen Ort.

Die Seepromende kurz vor Bansin
Oben: Die Seepromende kurz vor Bansin

Unten: Alte Kiefern am Strand zwischen Heringsdorf und Bansin
Alte Kiefern am Strand zwischen Heringsdorf und Bansin

Man könnte theoretisch bis Swinemünde laufen, aber das macht kaum jemand. Richtung Bansin läuft man durch den alten Teil, Richtung Ahlbeck durch den neueren und mondänen Teil.

Die Konzertmuschel in Heringsdorf
Die Konzertmuschel in Heringsdorf-Zentrum

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Seebrücke
Im Herbst an der Seebrücke angekommen, erlebten wir eine Überraschung: Man machte eine Tür auf und stand im Warmen, denn auf der Seebrücke (sie ist mit über 500 Meter Länge eine der längste Deutschlands) gibt es eine kleine  beheizte - Mall mit Geschäften für Schuhe, Bekleidung und natürlich Freßbuden und Souvenirläden. Am Ende der Ladenzeile geht es wieder ins Freie hinaus und dort stehen Glaswände, die den Wind  zum größten Teil abhalten. Da waren intelligente Leute bei der Planung beteiligt und auch die Möwen wissen, daß man durch die Scheiben nicht durchfliegen kann und jonglieren gekonnt zwischen den freien Stellen herum.
Der Anfang der Seebrücke in Heringsdorf
Oben: Der Anfang der Seebrücke in Heringsdorf


Unten: Die Ausmaße dieser Brücke von Ahlbeck aus (Anfang nd Ende sind nicht drauf)
Die Ausmaße dieser Brücke von Ahlbeck aus
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Kulturell gibt man sich in Heringsdorf Mühe, aber im Herbst ist die Insel zu achtzig Prozent tot und wer mit sich nichts anfangen kann, sollte in der kalten Jahreszeit nicht hierhin fahren - vor allem nicht mit kleinen Kindern. Man kann in Heringsdorf schöne Villen begucken, dreimal auf die Seebrücke gehen, ein paarmal am Strand laufen und dann ist man durch. Wenn man von Berlin oder Brandenburg kommt, ist Heringsdorf o.k.. Für den Rest der Republik gilt: Schleswig Holstein und die Küste bis zum Darß haben auch schöne Strände, sind billiger und liegen nicht am Arsch der Welt.

Früher Villa, heute Hotel - billig war Heringsdorf nie
Früher Villa, heute Hotel - billig war Heringsdorf nie

Links zu Heringsdorf
https://de.wikipedia.org/wiki/Heringsdorf
http://www.haus-odin.com/drei-kaiserbaeder/bankiers-in-heringsdorf/index.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Gothen
http://www.kaiserbaeder-auf-usedom.de/

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