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Stadt Usedom Text und Fotos: Martin Schlu, Stand: 8. Mai 2025 |
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Jeder kennt die Bilder aus Heringsdorf und Ahlbeck, doch außer dem Ostseestrand hat die Insel auch ein Hinterland mit einer Verbreiterung des Peenestroms zu einerm großen Gewässer, dem „Achterwasser“. An dessen südwestlichem Winkel, dem „Usedomer Winkel“ , liegt die Stadt Usedom. Auf der Darstellung der Stralsunder Handschrift und der Zeichnung von Matthäus Merian sieht man eine reiche Stadt mit befestigter Stadtmauer, einem Zeichen für Reichtum. Heute ist Usedom eine „Landstadt“ mit ca. 5.000 Einwohnern, mehr als ein Dorf, aber weniger als eine Kleinstadt. Was ist da passiert? ![]() Oben: Hier die Darstellung aus der Stralsunder Bilderhandschrift von 1615, das Anklamer Stadttor steht links Unten: Darstellung der Merian-Karte von 1622, das Anklamer Stadttor steht rechts. ![]() ![]() Oben: Usedoms Skyline im Mai 2025 vom Hafen aus, das Anklamer Stadttor steht links nach oben Der Bischof Otto von Bamberg (1060-1139) war in dieser Region von 1124-1128 unterwegs um die Pommern vom slawischen Einfluß abzuhalten und zu christianisieren. Während auf Rügen die Slawen erst 1167 christlich - und damit für den Kaiser ernst zu nehmen wurden - war auf Usedom durch die Christianisierung bereits eine Generation früher eine gewissen Ruhe und eine wirtschftliche Blüte eingekehrt. Um 1140 wird bei der Bestätigung des Pommerschen Bistums durch den Papst die Burg Usedom genannt, 1159 wurde sie wieder aufgebaut. Der Ort Usedom war bis etwa 1250 eine der Hauptresidenzen der Herzöge von Pommern, weil viele Urkunden von ihnen auf Usedom ausgestellt wurden. Ab 1295 verlagerte sich die Residenz nach Wolgast und Stettin. Der westiche Teil (Usedom) wurde von Wolgast aus regiert, der östliche Teil (heutiges Polen) von Stettin. Trotz des Bedeutungsverlustes als Regierungssitzes hatte Usedom noch einen Wert als geistliches Zentrum und die 1334 erstmals erwähnte Marienkirche am Markt war nicht nur eine Landmarke für die Seefahrer, sondern auch die Usedomer Hauptkirche. Auf den Darstellungen Merians (s.o) sind um 1615 immerhin noch drei Kirchen zu sehen (Kirche des Klosters Grobe am linken Stadttor und die Paulskirche). 1622 ist der markante Tum verschwunden - vermutlich wurde St. Marien danach zur Usedomer Hauptkirche. Heute ist aus dieser Zeit nur noch diese Kirche und das alte Stadttor übrig.
nach oben Die Innenstadt heute Die Marienkirche ist immer noch die Wegmarke und wenn man sie in der Nähe der Stadt sieht, kann man darauf zufahren und landet auf dem Marktplatz. Der ist groß und weitläufig und von etlichen Häusern umgeben. Es ist nur kaum Verkehr, viele Häusser stehen leer und nur das orange Haus in der Mitte beherbergt einen funktionierenden Laden, ein Blumengeschäft (Schönborn, Peenestraße 19).. ![]() Der Marktplatz in Usedom-Stadt nach oben Die Kirchentür ist offen, doch man spürt die Feuchtigkeit des Gemäuers. Zwei alte Kohleöfen stehen am Ausgang und die Kirche bittet um Spenden, damit eine angefangene Sitzheizung weiter ausgebaut werden kann. Eine moderne Heizung wird für die Gemeinde nicht zu stemmen sein. Hier ist zumindest die Kontoverbindung der Kirche: Ev. Pfarramt Usedom IBAN DE79 1505 0500 0333 0011 09 (Verwendungszweck bitte angeben). Geht man um die Kirche herum, wird der Zustand der Stadt klar. Der Metzger hat längst zugemacht und die meisten Läden sind geschlossen. Es sieht schlimmer aus als in Wolgast, es gibt noch mehr Leerstand und Verfall. Die Jüngeren sind im Straßenbild fast nicht zu sehen. Ältere, mit denen ich spreche, erklären, daß es kaum Jobs hier gibt, weswegen die Jüngeren weggehen. Der Tourismus läßt die Stadt eher links liegen und auch der neue Hafen bringt nicht soviel Geld, daß die Innenstadt davon profitiert. Vor der Kirche verkauft ein ärmlicher Mann die Sachen, die man zwischen der polnischen Grenze und Swinemünde auf dem „Polenmarkt“ kaufen kann (dunkelblaue Daunenjacken, Zigaretten und Alkohol) . Man sieht förmlich die Verzweiflung derer, die ohne Perspektive bleiben müssen. Im heruntergekommenen Haus an der Swinemünder Straße bot ein Laden vor acht Jahren noch Ostalgiedevotionalien an, nun steht das Haus leer und verfällt. ![]()
Keine Ostalgie - eher Armut. 2016 fiel mir ein relativ neu eröffnetes Geschäft auf, die „Spinndoenz“. Man hatte sich auf Tradition besonnen, verkaufte Handgesponnenes und verstand sich als eine Kombination aus Naturwarenladen und Werkstatt . Es war ein wohltuendes Bild von Aufbruch, doch auch dieser Laden steht nun leer und die Spinndoenz vertreibt ihre Waren aus dem Hamburger Umland.
nach oben Erfolge Dennoch gibt es kleine Erfolge. Die Bäckere Haß hat sich zu einem Café gemausert (Markt 5), die Volksbank hat ein Haus renoviert, orange angestrichen und ist wieder mit einer Filiale präsent (Markt 6). Der „Norddeutsche Hof“ stand jahrelang leer, doch nun gibt es ein engagiertes Paar aus Köln, das ihn langsam wieder aufbaut und unter dem Namen „Kutscherhof“ betreibt. Booking com hat ihn bereits verzeichnet. ![]() Der „Norddeutsche Hof“ wird nun als „Kutscherhif“ vermarktet. nach oben Außerdem haben sich an der B110 Aldi, Lidl und Kaufhaus Stolz angesiedelt, was auf eine gewisse Grundnachfrage schließen läßt. Was der neu ausgebaute Sporthafen für die Stadt bringen wid, muß man sehen, aber der Anfang zum Wiederaufbau ist gemacht. Jetzt müssen die Yachten nur noch kommen: ![]() Der Usedomer Bootshafen am Abend. Links zur Stadt Usedom https://de.wikipedia.org/wiki/Usedom_(Stadt) http://www.usedom.de/orte/staedte/stadt-usedom.html http://www.stadt-usedom-cam.de/ http://www.spinndoenz.de/assets/s2dmain.html?http://www.spinndoenz.de/ https://kutscherstation.de |
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