Hompage Martin Schlu Rostock - Die Kirchen
Text und Fotos: © Martin Schlu,  Stand: 27. Dezember 202
            

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Rostock hatte seit dem Mittelalter mindestens sieben Kirchen. Die Petrikirche ist die älteste Kirche Rostocks und diente als Seezeichen. Die Marienkirche war die Stadtkirche zur Repräsentation. Die Klosterkirche gehört zum Kloster vom Heiigen Kreuz, die Nikolaikirche hatte für die Bedürfnis des kaufmännischen Seelenheils zu sorgen und die Jakobuskirche war eine weitere Pfarrkirche. In der Merian-Darstellung von 1607 sieht man sie ganz gut, wobei der Zeichner oberhalb Gehlsdorf gestanden haben muß, so daß er von der im Osten  zum Stadttor Richtung Wismar (Südwesten) sehen konnte.

Ganz links steht die Petrikirche und die Nikolaikirche. Dazwische  liegt die Katharinenkapelle mit dem Klostergebäude. In der Mitte (unter dem „R“ von „Rostochium“) wird die Marienkirche gezeigt. Die Jakobuskirche wird über dem einzelnen Segelschiff dargestellt, daneben steht die Keuzkirche und der Turm in der Nähe der Stadtmauer ist das Kröpeliner Tor.


Die Merian-Darstellung von 1641 mit den Rostocker Kirchen
Die Merian-Darstellung von 1641 mit den Rostocker Kirchen (zur größeren Ansicht auf das Bild klicken)

Petrikirche (s. Petriviertel) - Zum Anfang

Nicolaikirche - Zum Anfang
Diese alte Kirche wurde vor Jahren mangels Gemeinde erst entweiht, dann umgewidmet und dient heute als Wohnhaus, Kirchenamt, Kulturkirche und Sitz von gemeinnützigen Einrichtungen: Die Nicolaikirche (auch die gibt es in jeder Hansestadt) hat einen flachen Turm und ist sicher älter als die Petrikirche, gibt dem Nikolaiviertel aber seinen Namen und man fand das baufällige DDR-Seemansheim noch bis 2021 in einträchtiger Nachbarschaft mit anderen verrotteten Gebäuden, irischen Pubs und gewagten Architektenträumen. Das Kopfsteinpflaster ist mehrheitlich gut erhalten und man merkt, daß es immer mal wieder instand gesetzt wurde, doch für Radfahrer ist dieses Viertel nichts, es geht ständig rauf und runter und man muß um die Felgen fürchten, denn ab und zu gibt es in den Pflasterstraßen regelrechte Löcher.
Nikolaikirche im Nikolaiviertel
Nikolaikirche im Nikolaiviertel, aufgenommen von einem Balkon des Rostocker Aparthotels an der Großen Wasserstarße - es ist sehr zu empfehlen


Katharinenkirche -  Zum Anfang
Die Katharinenkirche gehörte zum Kloster der Heiligen Katharina , das vor 1243 bereits bestanden hatte. Nach der Reformation wurde das KLoster aufgelöst, beim Stadtbrand von 1677 brannte die Anlage bis auf wenige Rest nieder. Heute ist in den erhaltenen Klosterräumen und einem Neubau die Musikhochschule untergebracht. Den Kirchturm gibt es nicht mehr.

Marienkirche - Zum Anfang
Die Marienkirche ist die größte Kirche Rostocks und war bei Bauabschluß die größte der Welt, bis sie von der Stralsunder Marienkirche übertroffen wrde. Ihre Baugeschichte reicht natürlich auch bis ins Mittelalter und ich weiß von einem Vorfahren (Jochim Schlu), der ab 1588 in Rostock lebte und mit Sicherheit ab und zu als Organist ausgeholfen hat, weil er wenige hundert Meter entfernt - am Burgwall - von der Marienkirche lebte, ein passabler Organist gewesen sein muß und finanziell keine Sorgen gehabt haben dürfte. Heute würde man ihn als Ehrenamtler bezeichnen. Die originale Orgel ist natürlich nicht mehr vorhanden, die jetzige barocke und überdimensionierte Orgel hat nicht nur den  Zweiten Weltkrieg irgendwie überstanden, sondern auch die DDR, ist aber natürlich noch pflegebedürftig und sowohl Orgel als auch Kirche sind immer auf Spenden angewiesen. Interessierte können von Mai bis Oktober in der Woche mittags kurz vor zwölf mit etwas Glück eine Orgelführung durch den Kantor bekommen.

Die Marienkirche vom Aussichtspunkt der Petrikirche
Die Marienkirche vom Aussichtspunkt der Petrikirche am Alten Markt. Im Hintergrund die Kräne des Stadthafens.

Die mittelalterliche Hülle der Kirche wurde in den nächsten Jahrhunderten zwar immer wieder verändert, doch die frühe Reformation Rostocks durch Joachim Slüter sorgte nicht für einen Bildersturm wie bei den Calvinisten in Flandern. Viel Mittelalterliches findet man in Sankt Marien allerdings nicht mehr: einige Grabplatten, einige Fenster und vor allem die astronomische Uhr hinter dem Altar. Sie wurde 1472 von Hans Düringer neu konstruiert, nachdem die Vorgängeruhr eines Lübecker Meisters von 1379 bei „Umbauarbeiten“ der Kirche „erheblich beschädigt“ wurde - vielleicht kam ein Teil der Decke herunter. Düringer hatte kurz vorher die Uhr der Danziger Marienkirche fertiggestellt und die reichen Rostocker wollten genau so eine Uhr haben. Teile der alten Uhr konnte man noch verwenden, das sparte Kosten und so hielt die Uhr bis zu den Überholungen und Renovierungen in den Jahren 1641, 1710 und 1977. Diese Art Qualitätsarbeit ist heute leider nicht mehr möglich. Seit dem 1. Januar 2018 gilt das neue Zifferblatt und dies reicht dann bis 2150. Ich werde es nicht überprüfen können....

Zifferblatt der Astronomischen Uhr von Hans Düringer in Rostock
Das Zifferblatt der astronomischen Uhr in der Marienkirche 2018 - es hat etwa zweieinhalb Meter im Durchmesser. Das aktuelle Zifferblatt sieht man beim Anklicken.

Die Marienkirche sollte man, wenn es irgendwie geht, kurz vor zwölf besichtigen, weil die Uhr seit weit über fünfhundert Jahren immer um zwölf Uhr mittags eine Galavorstellung abliefert: Die Tür geht auf, Jesus kommt mit seinen Anhängern heraus, marschiert Richtung Paradies und wenn der elfte Jünger drin ist - klapp - macht das Paradies dicht und Judas bleibt draußen. Weltweit gibt es nur noch eine andere Uhr von Hans Düringer, eben die aus der Danziger Marienkirche, doch die ist seit vielen Jahrzehnten kaputt.  - Zum Anfang

Detail aus dem Apostelumgang der Rostocker Düringer-Uhr
Der Apostelumgang der astromischen Uhr in etwa 15 Meter Höhe - diese Apostel werden noch gesegnet - Judas gleich nicht mehr.

Nun ist dieser Uhrturm nur eines der vielen Dinge, die man in der Marienkirche bestaunen kann und eine Stunde für die Besichtigung ist viel zu wenig - man muß einfach immer mal wiederkommen. Seit 2024 wird ein bißchen Eintritt genommen (€ 3,00), aber Gottesdienstbesucher und Posaunenchorbläser müssen nichts zahlen.

Eine Spezialität der Kirche sind die vielen Epitaphe, Grabdenkmäler und Gedenksteine. Literaturfreunde finden eine unscheinbare Grabkapelle für den Schneider  Siegmund Mann (1687-1762), dem  Rostocker Vorfahren von Heinrich und Thomas Mann und beim Grabmal des Generals Albrecht Christopher von Heinen (1651 – 1712) hat sich der Bildhauer ausgetobt. Die Waffen weisen auf die miltärische Karriere des Verblichenen hin und
der Tod liegt ganz cool als Knochenmann auf dem Sarg, während die Adeligen traurig gucken. Vermutlich hat  der General dafür gesorgt, daß erhebliche Menschenmassen ins Jenseits befördert wurden, immerhin stand er in dänischen Diensten und hatte diverse Kriege zu führen. Der Text der ovalen Tafel nennt jedenfalls nur Erfolge. (Auf das Bild klicken)

Der coole Tod - Grabmal des Generals Albrecht Christopher von Heinen in der Rostocker Marienkirche
Der coole Tod - Grabmal des Generals Albrecht Christopher von Heinen in der Rostocker Marienkirche

Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, bei jedem Rostock-Besuch mindesten einmal hineinzugehen und seit meinem Ruhestand habe ich schon ein paarmal die Proben des Posaunenchor der Marienkirche besucht. Man wird sehen.

Links zur Marienkirche
https://de.wikipedia.org/wiki/Marienkirche_(Rostock)
https://finnholbek.dk/getperson.php?personID=I15673&tree=2


Jakobikirche - Zum Anfang
Die Jakobuskirche

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